Der Jagdtrieb

Der Jagdtrieb beim ÖPi

Der nur schwach ausgeprägte Jagdtrieb des Österreichischen Pinschers, war für uns (und bestimmt auch für den ein oder anderen) einer der vielen Gründe, uns für diese wunderbare Rasse zu entscheiden. Aber wie das Schicksal es so wollte, überlegte sich unser Rassevertreter mit etwa 12 Monaten, ein gesteigertes Interesse erst für flüchtendes Rotwild und später auch für dessen Spuren zu entwickeln. Ein Grund für uns, sich bei anderen Öpi Besitzern umzuhören, wie es dort mit jagdlichem Interesse

der Hunde aussieht. Hieraus ergab sich eine Sammlung kurzer Anekdoten und Schilderungen. Sie stellt nur einen kleinen Auszug aus der Vielfalt aller Öpis und Ihrer teilweise, kaum oder nicht vorhandenen Jagdtriebe dar, jedoch möchten wir diese schöne Sammlung keinem vorenthalten, der sich für den Öpi interessiert.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Euch
Regine Hofmann

Regine mit Youp van het Peerdespul
Wir arbeiten schon seit einiger Zeit an Youps Jagdtrieb in Verbindung mit einer besseren Impulskontrolle. Zur Vorbereitung eines Kurses bei einer Buchautorin und Expertin zum Thema Anti-Jagd-Training, begann ich morgens vor der Arbeit unsere Spaziergänge im Wald mit dem Handy zu filmen, in der Hoffnung auf Rotwild zu treffen, das eigentlich recht regelmäßig morgens unseren Weg kreuzt.
Ich musste auch nicht lange warten, schon am zweiten Morgen entdeckte ich 5 Rehe nicht weit von uns im Wald. Um Youps Reaktion auf diese Rehe (selbstverständlich an der Leine) einzufangen, ging ich langsam in deren Richtung und mit jedem Schritt wurde das andere Ende meiner Leine nervöser. Mit viel Lob, Ruhe (leider nur meinerseits) und dem filmenden Handy in der Hand näherten wir uns weiter. Youp hat die Angewohnheit bei großer Aufregung zwischen unseren Beinen laufend Sicherheit und Beruhigung zu suchen, so auch in dieser Situation. Dies machte das Laufen, Filmen, die um mich gewickelte Leine halten und Rehe beobachten, nicht gerade einfacher. Und irgendwann war es dann einfach zu viel für Youp, die Sicherung knallte durch und der Impuls siegte über die Selbstkontrolle. Ich weiß nicht wer überraschter war: ich als mich meine Beine überholten und meine Füße vor mir in die Luft flogen, Youp als ich kurz hinter ihm in den Erdboden einschlug oder die Rehe als sich eine Frau nicht weit von ihnen entfernt vor Lachen auf dem Boden rollte. Aber zumindest, das filmende Handy und die Leine hatte ich bis zuletzt in der Hand.
Inzwischen arbeiten wir nun einige Zeit an der Impulskontrolle. In wildreichen Wäldern (also denen vor unserer Haustür) ist ein Freilauf weiterhin nur mit „Backup“ (Schleppleine) möglich, aber einige früher undenkbare Situationen werden inzwischen souverän mit Selbstkontrolle durch Youp gemeistert. Hier hilft uns der große Wille des Öpis zu lernen und es seinen Menschen recht zu machen.
Dieses Erlebnis ist inzwischen fast ein Jahr her und es hat sich an Youps Impulskontrolle einiges getan, auch wenn wir in wildreiches Gebiet weiterhin nur mit einer 50m Schleppleine gehen. Vögel lässt Youp links liegen, es sei denn er bekommt am Strand mal die Erlaubnis Möven hoch zu schrecken. Seine große Leidenschaft gilt den Mauselöchern, hier kann er unermüdlich schnüffeln und buddeln. Aber sitzt mal eine Maus vor ihm oder er sieht sie weglaufen schaut er eher verwirrt hinterher und steckt die Nase gleich wieder in das nächste Loch.

Andrea mit Strijords Aaron
Zu Aarons Jagdverhalten kann man sagen, dass es quasi gar nicht existiert. Es kam schon des Öfteren vor, dass eine Maus vor ihm über den Weg gelaufen ist und er es nicht mal bemerkt hat. Wenn es am Wegesrand raschelt, dann schaut er zwar kurz interessiert, ab und zu macht er sogar mal einen „Hüpfer“ in die Wiese hinein, aber wirklich verfolgt wird die Spur dann nicht. Es kam auch schon vor, dass Rehe unseren Weg gekreuzt haben, da kann es dann schon vorkommen, dass er ein paar Meter hinterher rennt, er ist aber mühelos abrufbar und kommt direkt wieder zurück. Ich glaube auch nicht dass er hinterher rennen würde um zu jagen, sondern für ihn wäre das eher ein Spiel… Zusammenfassend kann man sagen, Aaron hat eigentlich keinen Jagdtrieb, worüber wir sehr froh sind.

Thorsten mit Derastemand’s Easie Belle
Zu Easies Jagdtrieb: Wir waren im Winter im Wald Joggen als Easie und ich etwas rascheln hörten. Wir fixierten beide den Blick durch die kahlen Bäume und entdeckten ein Reh. Easie schaute aufmerksam zum Reh und lief dann weiter als wäre nichts gewesen. Der Jagdtrieb gegen Kleinwild (Fliegen) ist jedoch sehr ausgeprägt…

Roswita mit Tierarzt-Oskar’s-Frieda Floretta
Bei Frieda gibt es den Jagdtrieb bei Katzen und Hasen. Aber die erwischt sie eh nimmer. Da hilft keine Impulskontrolle, da bin ich machtlos. Sie ist aber nach 10 bis 20 Sekunden sofort wieder bei mir; macht aber ihr Ding fertig. Frieda darf aber viel am Hof helfen und Ziegen hüten. Das macht sie echt super, Eine Runde um die Gruppe, wenn es nötig ist ein Fesselzwick bei den Böcken und Altziegen und alles ist dort wo sie hingehören. Die Böcke haben zurzeit keinen Zaun, brauchen sie auch nicht. die trauen sich nicht weiter als sie dürfen. Auch wenn Frieda nicht aufpasst!

Sigrid mit Yenthe van het Peerdespul
Hallo, ich bin Yenthe van het Peerdespul und möchte mich heute bei euch vorstellen und was über meinen Jagdtrieb erzählen. Ich lebe in Süddeutschland auf einem Bauernhof mit Ferienwohnungen und Weinbergen. Als ich fünf Monate alt war durfte ich mit in die Weinberge zum kleine,- junge Reben anbinden. Das war ganz toll und ich durfte die Gegend erkunden. Erst haben mich mein Herrchen und Frauchen an die Schleppleine gebunden, was mir aber nicht gefiel, das war langweilig, und so knabberte ich an den jungen Trieben, was meinem Herrchen dann gar nicht gefiel. Aber ich habe mein Ziel erreicht und er hat mich losgemacht, sodass sich mein Revier sehr vergrößert hat. Ich bin ein bisschen streunen gegangen und habe mir die Gegend angeschaut. Da gab es wirklich viel zu entdecken, und da ich ja kein Jagdtrieb haben sollte, dachte mein Frauchen, das ist ok.
Aber dann habe ich einen kleinen Hasen entdeckt, der war so drollig, den habe ich dann im Genick gepackt und wollte spielen, aber der kleine Hase wollte nicht, so habe ich ihn ein klein wenig geschüttelt, aber der kleine Hase hat dann gar nichts mehr gemacht. Mein Frauchen war ganz entsetzt als ich ihr das Häschen brachte, aber mir hat es Spass gemacht. Jetzt gehe ich immer Hasen suchen wenn wir unterwegs sind und freue mich wenn ich Sie scheuchen kann. Leider erwische ich keinen mehr, denn mein Frauchen achtet darauf wenn es junge Hasen gibt und lässt mich dann an der Schleppleine.
Zuhause jage ich auch, da gibt es alte Socken von meinem Herrchen und leere Toilettenpapierrollen. Die bringe ich dann immer und bekomme dafür ein Leckerli. Das ist eine tolle Beschäftigung auch wenn ich manchmal damit nerve. Ich habe auch schon volle Toilettenrollen abgewickelt indem ich den Anfang ins Maul nahm und dann durch die ganze Wohnung mit dem Papier gesaust bin. Aber das mache ich nicht mehr, denn da war Frauchen richtig sauer. So jetzt habe ich euch ein wenig von mir erzählt, ich hoffe es hat euch gefallen.
Viele Grüße auch von meinem Frauchen
Eure Yenthe

Annemarie mit Sisi Sultanine vom Bunten Hundehof
Unsere ÖPine interessiert sich null fürs Jagen, sie rennt zwar begeistert hinter unserer Ridgebackhündin Daymani her, wenn diese startet, weil sie etwas gesehen oder gehört hat. Meist bleiben dann aber beide nach ein paar Metern stehen und fragen sich, was denn da überhaupt los ist….
Immerhin ist es der reine Genuss, sich mit Sisi ohne Leine am See oder im Wald zu bewegen – das ist mit meinen Ridgebacks schlicht nicht möglich, v.a. zur Dämmerzeit muss die Schleppleine dran, denn: sie sind verd…. schnell und v.a. zu zweit oder mehr durchaus imstande, auch ein Reh zu erwischen. Und das möchte ich einfach nicht – auch wenn es ins Verhaltensspektrum der Hunde gehört und sie vom Menschen ja genau darauf selektiert wurden. So machen wir stattdessen halt Mantrailing und Wald-ohne-Wild-Läufe. Und mit Sisi Wasserarbeit – die macht sie vorbehaltlos glücklich!

Darüber hinaus hat Annemarie einen wunderbaren Text zu einem „Jagderlebnis“ mit Ihrer Sisi verfasst, den wir euch auf keinen Fall vorenthalten wollen. Hallo Halli – Halali mit ÖPi. Am 18. Juli 2019 verkündeten es in der Schweiz alle Zeitungen auf der ersten Seite: Ein Fischer wollte im idyllischen Hallwilersee, dort, wo die Kantone Luzern und Aargau aneinandergrenzen, ein kleines Krokodil gesehen haben. Und dies ausgerechnet bei sommerlichen Temperaturen und vollen Badestränden! Ob es sich tatsächlich um einen ausgesetzten Kaiman gehandelt hat oder vielleicht eher um einen grossen Hecht oder ob die Journalisten damit einfach das „Sommerloch“ stopfen wollten – wer weiss? Aufgetaucht ist der Kaiman jedenfalls bis zur Stunde nicht mehr.
Doch die Phantasien rund um ihn gibt es immer noch – z.B. kreisen jene unserer Autorin, selber Journalistin und begeisterte ÖPi-Halterin, beim Thema „Der ÖPi und die Jagd“ um wilde Kaiman-Abenteuer im Zürichsee….„Jonathan“ und „Anastasia“ putzen gerade mit geplusterten Flügeln ihr Federkleid – Morgentoilette bei Familie Schwan. Der Tag verspricht wieder heiss zu werden, Stockenten drehen ihre Morgenrunde und zwei Haubentaucher schnäbeln mit aufgestellter Federhaube – sie sind immer noch in Balzstimmung.

Zum Glück hat unsere Österreichische Pinscherin Sisi keine Vorliebe fürs Federvieh, wie sie ohnehin jegliches Wild mit Verachtung straft. Schwäne, Enten und alles, was da sonst noch im Delta des Hornbachs schwimmt und schwadert, interessieren sie keinen Deut. „Hund ohne Jagdlust“ hatte Sisis Züchterin versprochen, als wir vor knapp zwei Jahren die junge Dame im Bregenzerwald abholten. Hund ohne Jagdlust – ich konnte mir das gar nicht vorstellen! Als langjährige Züchterin von Rhodesian Ridgebacks hatte ich gelernt, dass von der Feldmaus über Hase und Reh bis zum König der Tiere jegliches Wild – und schon gar solches mit Flatterflügeln! – den ultimativen Jagdtrieb unserer Hunde auslöste. Schliesslich waren Ridgebacks seinerzeit im südlichen Afrika für die Jagd auf Löwen, Büffel und Antilopen gezüchtet worden. „Hund ohne Jagdlust“ war daher in meinen Ohren anfangs kaum mehr als ein dreister Werbespot. Doch was dann kam, überzeugte mich von der Ehrbarkeit der Züchterin und von der jagdlichen Harmlosigkeit unseres ÖPis: Es kam nämlich – nichts. Nicht einmal Mäuse und Ratten – hier am See gar nicht so selten – vermochten den Beutetrieb unserer Sisi Sultanine Vom Bunten Hundehof zu wecken. Das einzige, was Sisi von der Schnauze bis zur Schwanzspitze beseelte und ihr Adrenalin sprunghaft ansteigen liess, war die Freude an der Wasserarbeit.

Sisi war inzwischen Mitglied der Wasserarbeitsstaffel „Zürisee-Hunde“, und wenn es zum Training ging – Bällchen aus dem Wasser holen, aus dem Boot ins Wasser springen, zweibeinige Rettungskandidaten einkreisen – liess sie sich durch nichts ablenken. Schon gar nicht durch Enten oder Haubentaucher. Einzig vor den Schwänen hatte sie Respekt und wich ihnen tunlichst aus. Was uns angesichts der Wehrhaftigkeit der grossen weissen Vögel beruhigte. Zum Glück las Sisi keine Zeitung. Ich aber schon, und deshalb war mir heute Morgen ein bisschen mulmig zumute: Im Hallwilersee – keine fünfzig Kilometer von hier – hatte angeblich ein Fischer einen Kaiman dabei beobachtet, wie er nach einer jungen Ente schnappte und mit ihr abtauchte. Diese Schlagzeile war heute auf jeder Zeitungsfrontseite zu lesen und hatte schon gestern Abend via Fernsehen die Schweizer Öffentlichkeit in einen regelrechten Taumel zwischen Faszination und Furcht vor dem See-Monster gestürzt. Die Presse hatte das „See-Ungeheuer“ begeistert mit „Hallo Halli!“ begrüsst, analog zum berühmten „Nessie“ im schottischen Loch Ness. Zugegeben: Der Kaiman war im Hallwilersee gesehen worden, nicht hier und er war mit eineinhalb Meter Länge wohl noch ein harmloser Baby-Kaiman. Aber: Hatte dort jemand tatsächlich ein junges Krokodil „entsorgt“, weil es in der Badewanne zu gross geworden war – wieso dann nicht vielleicht auch im Zürichsee? Man konnte nie wissen! Vielleicht war der Kaiman ja doch keine Zeitungs-Ente….Verstohlen liess ich meine Augen wandern – kein Kaiman, nirgends die verdächtige Augen-Nüstern-Linie, die man aus den Tierfilmen im Fernsehen kennt. Und auch Sisi hüpfte immer noch vergnügt am Ufer auf und ab. „Komm, Sisi, komm – Retten!“ rief ich und platschte mit der Hand aufs Wasser, als ob diese ein Biberschwanz wäre. Darauf hatte Sisi gewartet: Behände schwamm sie zielgerade in meine Richtung. Bei mir angekommen, schlossen sich ihre kleinen Kiefer fest um mein Handgelenk und Sisi schwamm, mit mir im Schlepptau, Richtung Ufer. „Retten!“ hatte ich gesagt und Sisi tat genau das. Und da wusste ich plötzlich: Sisi hatte die Zeitung doch gelesen. Ich war in akuter Gefahr – der Kaiman! Sisi hatte inzwischen nach wenigen Zügen meinen Arm losgelassen und schüttelte sich auf dem Kies. Ihre Arbeit war getan, sie hatte Frauchen gerettet. Auch wenn weiterhin kein Kaiman in Sicht war – hinten und vorne nicht, auf der Seite nicht und auch sonst nirgends. Richtig: Hallo Halli – er war ja im Hallwiler- und nicht im Zürichsee! Zum Glück! Denn sonst hätte unsere Sisi vielleicht doch noch ihre „Jagdlust“ entdeckt und wir hätten heute neben den „Löwenjägern“ auch noch eine „Kaiman-Jägerin“…