Trächtigkeit in Sicht

Von einem der auszog das Deckmanagement zu erlernen…

Wer da denkt, Hunde züchten sei eine ganz einfache Angelegenheit, der hat sich gründlich getäuscht. Nach den vielen bürokratisch geprägten Vorbereitungen zur Zuchtzulassung, kommt endlich ein großer Moment: Die Fahrt zum Deckrüden. Schon Wochen vorher hat die Familie die Hündin nicht mehr aus den Augen gelassen: Wann wird sie nun endlich läufig? Dann plötzlich der lang ersehnte erste Blutstropfen, Schnappatmung, es kann losgehen. Bücher hat man gewälzt, im Internet recherchiert und eine tüchtige Tierärztin zur Hand. Vor allem aber viele, viele sich auch durchaus widersprechende und wohlmeinende Ratschläge von anderen Züchtern erhalten.

Natürlich wohnt der auserwählte Lover nicht gleich nebenan. Es ist der 12. Tag der Läufigkeit, der Progesteronwert ist wie erhofft, das Scheidenepithel unter dem Mikroskop befragt, das Wetter ist schlecht und die Autobahn voll – jedoch man erreicht sein Ziel. Der Rüde wartet schon, die Hündin ziert sich nicht – aber nein noch immer kein Deckakt in Sicht. Wer da geglaubt hat, der Rüde würde sofort sein Bestes geben, der steht nun ganz allein im Regen. Menschenkinder zeugen, das kann ich belegen, ist viel einfacher, als Rüden zum Decken zu bewegen. Es ist eben nicht so, dass hier einfach drauflos gerammelt wird. Auch die Hündin möchte umgarnt werden, liebevoll abgeschleckt, und der Rüde tut sich schwer zu erkennen, welches denn nun die richtige und Erfolg versprechende Seite der Hündin ist.

Die Hündin macht’s vor und steigt schnell von vorne auf, das Liebesspiel nimmt zunächst keinen guten Verlauf. Nun wird es von vorne und von der Seite versucht und häufig ist die Stoßrichtung auch von Hinten eher verrucht. In der Zwischenzeit stehen zwei Familien ratlos drum rum, diskutieren die guten Vorschläge von anderen, raufen sich die Haare und denken: alles umsonst! Dem Rüdenbesitzer ist es sichtlich peinlich, dass sein Hund wenig zielgerichtet agiert, das Hündinnenherrchen ist völlig frustriert. Die vielen Vorbereitungen, das viele Geld….Stimmt der Termin, ist es noch zu früh, schon zu spät? Soll man eingreifen, die Hündin halten den Rüden lenken? Schließlich greift man auf den letzten Ratschlag eines erfahrenen Züchters zurück und macht mal eine Pause. Die Hündin geht ins Auto, der Rüde schläft eine Runde, die Familien stärken sich mit Kaffee und Butterbrezel.

Danach überlässt man die Hunde sich selbst, weil man sowieso an keinen Erfolg mehr glaubt. Noch einmal wird kräftig uriniert und geschleckt, dann plötzlich das ersehnte Zähneklappern beim Rüden, das Speicheltropfen wie in den Büchern beschrieben, die Hündin steht und der Rüde tut seine Pflicht. Ganz ohne Hilfe und Befolgung guter Ratschläge ist Trächtigkeit in Sicht. So einfach kann es sein, wenn man die Tiere einfach nur machen läßt. Und jetzt ist Warten angesagt…

Für Tipps und Ratschläge zum Deckmanagement stehe ich jederzeit zur Verfügung.

Malte Jucho